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Steyrer Kind

Anton Bruckners 8. Sinfonie entstand zu einem bedeutenden Teil in Steyr. Am 1. Juli 1885 schrieb der Komponist an seinen Gastgeber, Stadtpfarrer Johann Evangelist Aichinger, dass er „fleißig“ an seiner 8. Sinfonie
„zu componiren habe“.

Am 16. August vermerkte der Komponist den erleichterten Ausruf „Halleluja!“ und feierte damit die Fertigstellung der Skizze. 1886 beendete er in Steyr die Ausarbeitungen des Adagios, im Herbst 1887 orchestrierte er hier das Finale.

Bruckner beendete die Sinfonie nach grundlegenden Umarbeitungen in einer zweiten Fassung im März 1890. 
Er widmete die Sinfonie Kaiser Franz Josef I. „in tiefster Ehrfurcht“. Die Uraufführung der 8. Sinfonie mit den Wiener Philharmonikern fand unter dem Dirigenten Hans Richter mit großem Erfolg am 18. Dezember 1892 im Wiener Musikverein statt. Die Steyrer Zeitung bezeichnete das Werk am 5. Jänner 1893 als „echtes Steyrer Kind“.

Der Komponist Bruckner in Steyr

Seine Sommeraufenthalte in Steyr nützte Anton Bruckner insbesondere zum Komponieren. In Steyr schrieb er an seinen letzten Sinfonien, der 8. sowie der unvollendeten 9. Er hat Werke wie seine 1. Sinfonie verbessert und auch am Chorwerk Helgoland und seinem Requiem Änderungen vorgenommen.

Neben den Berufen als Professor für Harmonielehre am Konservatorium, Hoforganist, Lektor an der Universität  und Privatunterricht in Wien fand er wenig Zeit zum Komponieren.

 

Gelegenheit dazu fand er abends, an unterrichtsfreien Tagen und vor allem im Sommer. In den 1870er-/80er-Jahren arbeitete er ca. 30 bis 40 Stunden pro Woche.

Bruckner hatte in Steyr festgelegte Arbeitszeiten, in denen er nicht gestört werden wollte. Er begann frühmorgens und machte spät am Vormittag eine kleine Pause für ein zweites Frühstück. Mittags aß er meist im Stadtpfarrhof. Danach widmete er sich wieder intensiv dem Komponieren und nahm erst spätabends seine Hauptmahlzeit ein. Da er teils auch nachts komponierte, störte er manchmal die Nachtruhe seiner Gastgeber.

In Steyr fand Bruckner freundschaftliche Aufnahme und musikalische Unterstützung.

 

Zu seinen engsten Musiker-Freunden zählte Regens Chori Franz Xaver Bayer (1862-1921), seit 1888 Organist und Chorleiter an den Stadtpfarren. Er setzte sich lebenslang für die Aufführung von Bruckner-Werken ein, unter anderem für die Uraufführung des phrygischen Pange lingua (1892).
 

Bruckner verfasste für ihn ein Zeugnis und widmete ihm 1895 die überarbeitete Fassung seines Requiems.

 

Der Regens Chori hinterließ auch einige Kompositionen. Bayers zweite Frau Jula verfasste die Schrift Anton Bruckner in Steyr (1956).

Bruckners musikalisches Umfeld
in Steyr

Bei der 8. Sinfonie unterstützte ihn als Kopist Leopold Hofmeyr, Sohn des Steyrer Instrumentenmachers Ignaz.

Er war Beamter und lernte Bruckner bei Hausmusikkonzerten in der Stadtpfarre kennen. Bruckner pflegte mit dem begabten Amateurmusiker eine enge Freundschaft und nannte ihn seinen „Secretär“. In einem Brief bezeichnete Bruckner 1890 eine Abschrift Hofmeyrs als „Heiligthum“.

Ein treuer Freund war sein Gastgeber, Stadtpfarrer Georg Arminger. Bruckner kannte ihn aus Linz. Der begeisterte Amateur-Pianist und Förderer der Kirchenmusik kam 1868 als Stadtpfarrer nach Steyr.

In Steyr traf Bruckner auch auf seinen ehemaligen Musiklehrer der Linzer Lehrerbildungsanstalt, Johann August Dürrnberger. Dieser verbrachte seinen Lebensabend in Steyr. 

 

Dürrnberger und Arminger waren Teil der Jury, die Bruckner 1855/56 zum neuen Linzer Dom- und Stadtpfarrorganisten wählte. Beide Bruckner-Freunde schrieben auch Musikstücke.

Anton Bruckner entdeckte bereits als Stiftssängerknabe in St. Florian seine Vorliebe für die Orgel. An ihren Dienstorten sorgten die Lehrerinnen und Lehrer für die Kirchenmusik. Das Orgelspiel zählte in deren Ausbildung zu den Grundkenntnissen.

In seiner Zeit als Kronstorfer Lehrgehilfe kam Anton Bruckner das erste Mal nach Steyr, um an der Orgel von Franz Xaver Chrismann in der Stadtpfarrkirche zu spielen. Die Orgeln des österreichischen Orgelbauers galten zu Bruckners Zeiten als besonders hochwertig.

 

In St. Florian verbesserte Bruckner seine Fähigkeiten im Orgelspiel und wurde vorübergehend Organist in der Kirche des Augustiner Chorherrenstiftes.

Bruckner an der Orgel

Auch in Linz war Bruckner als Organist sowohl in der Domkirche als auch in der Stadtpfarrkirche tätig. Ein weiterer Karriereschritt war 1868 die Ernennung zum Hoforganisten in Wien.

Insbesondere seine Improvisationen brachten Anton Bruckner Anerkennung. 

Sein erstes öffentliches Orgel-Konzert in Steyr gab er im September 1868. Später beeindruckte er bei Messen oder besonderen Anlässen wie etwa zum 60. Geburtstag Kaiser Franz Josephs I. „in meisterhafter Weise“.

In Steyr gab Bruckner auch gerne private
Orgel-Improvisationen zum Besten, zu denen er ausgewählte Freunde und musikbegeisterte Bekannte einlud. 

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